Vom Discounter bis zur Großbank: Jeder Job verspricht heute Bestätigung weit über die Bezahlung hinaus. Die Aussicht auf Anerkennung und Selbstverwirklichung ersetzt oft genug gesicherte Arbeitsverhältnisse und muss Erschöpfungszustände kompensieren. Die Historikerin Sabine Donauer weist nach, wie sich im 20. Jahrhundert unsere Haltung zur Arbeit verändert hat: Aus dem notwendigen Broterwerb wurde mehr und mehr eine innerlich motivierte und motivierende Beschäftigung. Diese Aufwertung der Arbeitsgefühle entspringt, wie Donauer nachweisen kann, einer geschickten Gefühlsarbeit der Unternehmen: Weil es ihnen im Laufe der letzten 100 Jahre gelungen ist, die Arbeitnehmer emotional an ihre Arbeit zu binden, haben sie höhere Leistungen erreicht und Arbeitskämpfe weitgehend vermieden - ohne mehr bezahlen zu müssen. Jedoch zu einem hohen Preis, denn die Kehrseite dieses Individualismus ist die weitreichende Entsolidarisierung der Arbeitnehmer und ein übermächtiger Konkurrenzdruck. Gibt es einen Ausweg aus dieser Wachstumsspirale von Leistung, Lust und Frust? Weniger ist mehr, wenn es uns gelingt, unsere Konsumkultur in eine Kultur des Zeitwohlstands zu verwandeln.
Sabine Donauer studierte Europäische Kulturgeschichte in Augsburg, Leiden, Paris und Oxford sowie Higher Education an der Harvard University. Im Jahr 2013 schloss sie ihre Promotion an der Freien Universität Berlin und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung ab und wurde dafür 2014 mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung und 2015 mit dem 2. Preis für Unternehmensgeschichte sowie der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet. Seit Juni 2015 engagiert sie sich als Botschafterin der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen.
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