Am 19. März 1911 gingen 20.000 Frauen (und Männer) zum ersten Mal für Frauenrechte auf die Wiener Ringstraße. Der 100. Jahrestag dieses Ereignisses wurde von einer Initiative aus dem Umfeld der selbstorganisierten Frauenbewegung zum Anlass genommen, um in einem breit angelegten Bündnis eine landesweite Großdemonstration im März 2011 zu organisieren. Die Publikation nimmt diese Ereignisse zum Anlass, um über die historische, gesellschaftspolitische, soziale und symbolische Bedeutung von Frauenbewegungen und Feminismen in Praxis und Theorie nachzudenken.
Gegenwärtig bilden Frauenbewegung, Gleichstellungsexpertisen und Gendertheorien sehr widersprüchliche Angebote und Zielvorstellungen für die Frauenpolitik. Die aktuellen Familien- und Quotenpolitiken und das Gender-Mainstreaming laufen aus feministischer Perspektive Gefahr, der neoliberalistischen Agenda von Individualisierung und Entpolitisierung in die Hände zu spielen.
Gegenüber diesen Tendenzen setzt das Autorinnenteam einen Kontrapunkt. In Form von Dokumentationen ihrer Tätigkeit, von Aktionen im öffentlichen Raum, von politischen Interventionen und Debatten, von Kooperationen mit verschiedenen realpolitischen Bühnen und Medien, von Anregungen zur Auseinandersetzung zwischen den unterschiedlichen feministischen Szenen – und in Form einer (selbst)reflexiven Theoriebildung.
Im Kapitel „Historische Hintergründe“ werden die Geschichte der ersten und zweiten Frauenbewegung skizziert sowie eine Bestandsaufnahme der (autonomen) Frauendemonstrationen in Österreich vorgenommen.
Mit Beiträgen von Autorinnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz: Christina Thürmer-Rohr, Tove Soiland, Kornelia Hauser, Brigitte Rauschenbach, Irmtraud Voglmayr, Petra Unger, Ulrike Weish, Ursula Kubes-Hofmann, Heidemarie Ambrosch, Luzenir Caixeta, Monika Jarosch und Gisela Notz.
Birge Krondorfer, Jahrgang 1956, ist
politische Philosophin; Lehrtätigkeit an verschiedenen in- und
ausländischen Universitäten und in der Erwachsenenbildung. Im Promedia
Verlag sind bisher von ihr erschienen: „Frauen und Ökonomie. Oder: Geld
essen Kritik auf“ (2000) und „Frauen und Politik. Nachrichten aus
Demokratien“ (2008). Sie ist Mitinitiatorin der „Plattform 20000frauen“
in Wien.
Hilde Grammel, Jahrgang 1958, ist Anglistin und
Historikerin. Aktivistin in zahlreichen feministischen und
antirassistischen Kontexten, journalistische Beiträge für die
Zeitschrift „Volksstimme“; Übersetzerin und Lektorin für „transform!
europe“; Initiatorin der „Plattform 20000frauen“ in Wien.