altersbedingter, guter Zustand; mit Anstreichungen im Text
Eine Auseinandersetzung mit der Philosophie Adornos ist überfällig. Sein Denken läuft Gefahr, für unterschiedliche Zwecke missbraucht zu werden. Apologeten und Komplicen, die sich kritiklos auf ihn berufen, verfälschen seine Intentionen ebenso, wie seine hämischen Neider ihnen immer schon schnelles Vergessen prophezeiten.
Demgegenüber lässt sich die vorliegende Untersuchung von der Absicht leiten, ohne in falscher Verehrung die Widersprüche seines Denkens zu überspielen, sich ihrer in immanenter Kritik wenigstens ansatzweise zu vergewissern, um das seinem materialen Gehalt nach politische Programm negativer Dialektik in diejenige Konstellation zu rücken, von der aus eine Weiterentwicklung der Adornoschen Aufklärungsphilosophie möglich sein könnte. Die Intentionen der Kritischen Theorie harren weiter ihrer Einlösung.
Dazu bedarf es zunächst der Selbstvergewisserung über die zentralen Kategorien und ihren Stellenwert im systemlosen Antisystem seiner Philosophie. Infolgedessen steht die Analyse von Motiven aus der Dialektik der Aufklärung, die sich in einer Art Phasenverschiebung mit solchen der Negativen Dialektik verschränken, im Mittelpunkt des Interesses.
Als zentral gilt der Begriff der individuellen Erfahrung und subjektiven Spontaneität. Insofern ist seine Philosophie einem spätbürgerlichen Erkenntnisideal verpflichtet. Weder enthält sie eine Dialektik der gleitenden Übergänge zwischen Theorie und Praxis noch eine ausgeführte Politische Ökonomie, die es sich angelegen sein ließe, die Anatomie der spätkapitalistischen Industriegesellschaft zu rekonstruieren. Statt dessen ergeht sie sich als ideologiekritische Symptomdeutung.
In dieser Perspektive erscheint der "Hermetismus" der Kritischen Theorie als spezifische Variante jener weltflüchtigen Distanzierung, die sich in der deutschen philosophischen Tradition immer schon mit politischem Attentismus verband.